von Psychotherapeut:innen in der Demokratie
Wir, eine Gruppe Freiburger Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, möchten Ihnen gerne unsere Gedanken mitteilen.
Wir sind besorgt. Wir beobachten, wie weltweit sich die Kommunikation zwischen Menschen unterschiedlicher Meinungen zunehmend verschärft und verhärtet. Wir beobachten, wie der Hass in der Gesellschaft wächst.
Was wir uns wünschen: Ein demokratisches Miteinander. Wir wünschen uns ein Mehr-zuhören, ein Gemeinsam-nach-Lösungen-suchen ein Zusammenarbeiten anstatt ein Sich-gegenseitig-übertönen oder auch -überschreien, ein Sich-gegenseitig-übertrumpfen.
Wir sind der Meinung, dass wir nur gemeinsam, europäisch und weltweit, mit all unserer Vielfalt und mit gebündelten Kräften stark genug sind, die aktuellen und kommenden gewaltigen Probleme zu lösen.
Wir erleben zunehmend Menschen in unseren Praxen, die aufgrund der weltpolitischen Bedingungen und Klimakrise starke Ängste haben, die wir ihnen nicht nehmen können. Eine Situation, die auch uns hilflos zurücklässt, da wir diese Sorge teilen.
Und wir erleben Menschen, die sich ungerecht behandelt fühlen, die Angst um ihre Existenz haben, die verunsichert und frustriert sind. Die Parteien, die scheinbar einfache Lösungen anbieten und somit
vermeintliche Sicherheit bieten, zum Teil aber sogar Ängste und Hass schüren, haben dadurch momentan großen Zulauf. Aber unsere Welt ist ein komplexes System. Und diese scheinbar einfachen Lösungen (z.B. „Remigration“) können aus unserer Sicht großen Schaden anrichten, in dem sie die Gesellschaft spalten anstatt sie zusammenzuführen. Sie reißen moralische Grenzen ein mit unabsehbaren, aber unserer Einschätzung nach für alle drastisch negativen Konsequenzen.
Unsere Berufsethik verlangt von uns jeden Menschen, der uns aufsucht, gleich zu behandeln. Sie verlangt uns Toleranz ab. Sie setzt voraus, dass wir jedem Menschen, der unsere Hilfe benötigt, zuhören und ihn versuchen zu verstehen. Sie verlangt von uns Empathie. Und deshalb möchten wir uns – gerade im Hinblick auf diese sehr entscheidende Wahl – für mehr Gleichheit, Toleranz und Empathie einsetzen.
Und deshalb blicken wir besorgt auf Parteien, die diese Werte mit Füßen treten.
Denn in einer Gesellschaft ohne Gleichheit, ohne Toleranz und ohne Empathie kann es keine Freiheit geben. Ohne Demokratie kann es keine Freiheit geben.
Wir alle sind gleichermaßen für die Gestaltung der Zukunft in unserem Land verantwortlich.
Unser Appell: Wählt Gleichheit. Wählt Toleranz. Wählt Empathie. Wählt Freiheit. Wählt Menschlichkeit.
„Schaut nicht auf das, was euch trennt. Schaut auf das, was euch verbindet. Seid Menschen, seid vernünftig.“ – Margot Friedländer, Holocaustüberlebende
Wählt Demokratie.
Mit hoffnungsvollen Grüßen,
Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in der Demokratie:
– Lasst uns reden! –
Deniz Balduk, Luisa Benzus, Susanne Bregulla-Kuhn, Walter Dahlhaus, Hartwin Darsow, Gisela Fries, Gerda Fritz, Niklas Gilsdorf, Stefanie Hackstein, Linda Hauke, Klaus Kuhn, Winfried Kurz, Sabine Luttinger, Amelie Schwarzer
22.02.2025